Die Transsibirische Eisenbahn

Die Transsibirische Eisenbahn
Die Transsibirische Eisenbahn
 
Die Transsibirische Eisenbahn, eine Eisenbahnlinie in Sibirien und dem Fernen Osten, beginnt im Ural. Dort schließt sie an die 1892 fertig gestellte Strecke Samara-Ufa-Tscheljabinsk (Länge: 1 065 km) an und führt über Omsk (hier Einmündung der Ausgangsstrecke von Jekaterinburg), Nowosibirsk und Krasnojarsk nach Irkutsk (3 068 km) bis zum Baikalsee. Jenseits des Baikalsees führt die Strecke von Ulan-Ude nach Tschita und folgt dann dem Amur nach Chabarowsk. Das letzte Stück bildet die Ussuribahn bis Wladiwostok. Die Strecke von Tscheljabinsk nach Wladiwostok hat eine Länge von 7 512 km, von Moskau nach Wladiwostok 9 289 km. Damit ist die Transsib, wie die Russen die Eisenbahn liebevoll nennen, die längste Eisenbahnstrecke der Welt. Das Überschreiten der unterschiedlichen Zeit- und Klimazonen macht die Reise für viele auch heute noch zu einem verlockenden Abenteuer.
 
Wichtigster Förderer der Idee von der Transsibirischen Eisenbahn war der russische Politiker Sergei Witte (1849-1915), der 1892 Verkehrs- und Finanzminister wurde. Die wichtigsten Gründe, dieses Jahrhundertprojekt anzugehen, lagen in der Absicht Russlands, den sibirischen Raum zu kolonisieren, das Staatsgebiet besser verteidigen und auf China und die Mandschurei einen größeren Einfluss gewinnen zu können. Außerdem glaubte man, der Überbevölkerung im russischen Kernland durch eine Ansiedlung von Russen in Westsibirien begegnen zu können. Des Weiteren erhoffte man sich vom Bau der Transsibirischen Eisenbahn eine Stärkung der industriellen Entwicklung des Landes.
 
 Der weite Weg nach Sibirien
 
Der Bau der Transsibirischen Eisenbahn begann 1891 und dauerte 25 Jahre. Zu Beginn kamen die Bauarbeiten trotz der strengen Winter, die das Bautempo verlangsamten, gut voran, da die Arbeit in den weiten Steppen nicht zu schwierig war. Im Jahr 1894 erreichte die Bahnlinie Omsk. Danach ging es weiter bis zum Irtysch, den eine 640 m lange Brücke überquerte. Im Bauabschnitt bei Nowosibirsk traten erste Schwierigkeiten auf, denn das Gelände war stark versumpft. So stiegen die Kosten und der Baufortschritt verlangsamte sich. Aus Kostengründen wurde dann auch nicht die Route über die Stadt Tomsk gewählt, die erst später über eine Nebenstrecke Anschluss an die Transsibirische Eisenbahn erhielt. Da die Winter östlich von Nowosibirsk extrem kalt waren, ruhten die Bauarbeiten hier bis zu sechs Monate im Jahr.
 
Weitere Probleme ergaben sich dadurch, dass in dem dünn besiedelten Land kaum genügend Arbeitskräfte zu finden waren. Auch die Vermessung des wenig bekannten Gebietes gestaltete sich schwierig. 1897 wurde dann die Brücke über den Jenissei fertig gestellt und die Transsibirische Eisenbahn erreichte die Stadt Krasnojarsk. Im Jahr darauf wurde die Strecke bis Irkutsk vorangetrieben. Als dann in Transbaikalien, dem waldreichen Gebirgsland im Süden Sibiriens östlich des Baikalsees, weitergebaut wurde, stellten das wellige Land und der Dauerfrostboden höchste Anforderungen an Ingenieure und Arbeiter.
 
Für den 67 km langen Bahnabschnitt, der am Südufer des Baikalsees entlang gebaut wurde, mussten allein 38 Tunnel angelegt werden. 1901 war man bis Sretensk gelangt, von wo aus vorerst alle Güter und Personen per Dampfer über die Schilka und den Amur nach Chabarowsk transportiert wurden. Dort gab es Anschluss an die Ussuribahnlinie, die bis nach Wladiwostok führte. Eine direkte Verbindung nach Wladiwostok gab es ab 1904 zunächst nur durch die Mandschurei über Charbin. Erst nach dem Japanisch-Russischen Krieg und gegen eine starke Opposition in der Duma konnte der Bau der Amurbahn durchgesetzt werden. Dieser letzte Bauabschnitt der Transsibirischen Eisenbahn dauerte ab 1906 weitere zehn Jahre, sodass diese im Jahr 1916 fertig gestellt war. Damit hatte Russland die Verbindung zu seinen fernöstlichen Gebieten um Wladiwostok geschaffen.
 
 Das sibirische Eisenbahnnetz
 
Die Transsibirische Eisenbahn, ursprünglich eingleisig erbaut, wurde bis 1938 zweigleisig ausgebaut und bis 1984 elektrifiziert (bis Tschita). In Westsibirien wurden weitere Eisenbahnlinien gebaut, die die Transsibirische Eisenbahn entlasten und das Land weiter erschließen sollten (Südsibirische sowie Mittelsibirische Eisenbahn). Im Osten der Strecke wurde eine Abzweigung gebaut, die seit 1938 als Lenabahn von Taischet über Bratsk nach Ust-Kut an der Lena führt (625 km) und Ausgangspunkt der Baikal-Amur-Magistrale ist, deren Gleise 1974-84 verlegt wurden. Die Baikal-Amur-Magistrale verläuft nördlich der Transsibirischen Eisenbahn, ihre Gesamtlänge beträgt 3 145 km. Die Transsibirische Eisenbahn ist die Hauptverkehrsader Sibiriens und verbindet die Oberläufe der von Süden nach Norden verlaufenden großen Flüsse des Landes.

Universal-Lexikon. 2012.

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